Sueddeutsche
Der Ex-Nationalspieler sucht einen neuen Verein - ob in Deutschland oder im Ausland steht noch nicht fest, er nimmt das ganz entspannt.
Was macht ein Stürmer, der ein Jahr lang das Tor nicht getroffen hat? Erst mal Urlaub. Kevin Kuranyi war nach der Bundesligasaison mit der TSG Hoffenheim mit seiner Familie in Griechenland. Er verfolgte die Debatten in der Heimat aus der Ferne; Debatten, in denen es ja auch um seinen Beruf ging. Kuranyi hat gelacht, als während der EM ein zweiter Mario Gomez vermisst wurde, der sich in Flanken wuchten kann. "Egal wie modern der Fußball wird, es wird immer ein Mittelstürmer gebraucht, um Tore zu schießen", sagt Kuranyi, und klingt dabei entspannt. Er ist sich sicher: Es wird bald auch wieder irgendwo ein Kevin Kuranyi gebraucht.
So ein Transfersommer ist ja nicht nur einer der großen Deals und fantastischen Summen, es ist für viele Fußballer ohne Vertrag auch ein Sommer der Suche und Selbstfindung. Miroslav Klose, ein anderer deutscher Mittelstürmer, hat am Mittwoch am Rande eines Benefiz-Spiels verkündet, in den nächsten Tagen und Wochen zu entscheiden, ob er in Zukunft mehr Zeit zum Angeln haben, oder weiter Fußball spielen will. Nur dass er dies im Alter von 38 Jahren noch mal in der Bundesliga macht, womit spekuliert worden war, hat er ausgeschlossen. Ähnlich ungezwungen läuft die Vereinssuche bei Kuranyi, 34. Er verbringt die Tage in Stuttgart gerade mit dem Umzug in sein renoviertes Haus, bringt die Kinder in die Schule. Kuranyi sagt: "Ich bin ja langsam am Ende meiner Karriere, ich nehme das entspannt auf."
Wie für Klose ist auch für Kuranyi ein Wechsel ins weit entfernte Ausland eine Option, der Mittelstürmer erlebt nicht nur in Deutschland eine Renaissance. Die ersten Sondierungsgespräche mit neuen Arbeitgebern sind gescheitert, die nächsten laufen. Und doch sind die Voraussetzungen für den früheren Stuttgarter anders. Klose verließ Lazio Rom im Sommer als Gefeierter, nach einer Saison mit immerhin sieben Toren. Kuranyis Vertrag in Hoffenheim endete nach 14 Einsätzen und null Toren. "Ich habe eine gute Karriere gehabt", sagt Kuranyi, er hat genug für zwei Karrieren verdient, aber er hat schon auch was gutzumachen. Deshalb hat er seine Kinder Carlo und Vivien in Griechenland gefragt, ob Papa weiter Fußball spielen darf. Als sie ja sagten, war die Sache für ihn klar.
"Ich denke, dass es noch ein, zwei Jahre sein werden", sagt er, "dann ist auch mal gut." Aber solange will er den Menschen noch zeigen, dass er noch Tore schießen kann - und seien es die Menschen in China, Arabien oder Osteuropa, wo er vor Hoffenheim fünf Jahre lang für Dinamo Moskau spielte und hierzulande als der Nationalspieler, dessen Jahre beim DFB einst als Reservist mit der berühmten Tribünenflucht von Dortmund endeten, von der Bildfläche verschwand. Er weiß, dass Vereine nach den jüngsten Eindrücken "ein, zwei, dreimal überlegen". Aber es überwiegt sein persönlicher Eindruck: "Ich bin fit."
Was macht ein Stürmer, der lange nicht mehr getroffen hat? Bald treffen, gewiss. "Die Tore", sagt Kuranyi und lacht, "hab' ich vermisst."