Kicker: "Ich möchte die Hand an einem Pott haben"

Kicker: "Ich möchte die Hand an einem Pott haben"
19.07.2012

Kicker

Seit Dienstag ist KEVIN KURANYI (30) neuer Kapitän bei Dynamo Moskau. Der Stürmer über den Saisonstart, Verantwortung und Akzeptanz.

kicker: Kevin Kuranyi, zwei Mona­te Sommerpause gehen zu Ende. In welchem Teil Ihrer Heimat war der Urlaub denn am schönsten: in Panama, Brasilien oder Stuttgart?

Kevin Kuranyi: In Stuttgart. Und in Italien. Panama und Brasilien fielen diesmal flach. Die Kinder hatten nach Saisonende zunächst ja noch Schule in Moskau, also blieben wir länger. Aber das ist in Ordnung.

kicker: Das hört sich an, als ob Sie sich eineinhalb Jahre nach Ihrem Wechsel von Schalke zu Dynamo wohlfühlen in Moskau?

Kuranyi: Ja wirklich, ich spüre, dass ich angekommen bin. Meine Fa­milie und ich, wir fühlen uns wohl, auch die Mannschaft entwickelt sich. Ich bin wirklich zufrieden.

kicker: Wie lange hat es gedauert, das verlorene Pokalfinale gegen Ru­bin Kasan zu verdauen?

Kuranyi: Das ging schon noch ein Stück, die Enttäuschung war groß. Aber jetzt gilt es, uns neue Ziele zu setzen. Auch international.

kicker: Dynamo startet in der Euro­pa- League-Qualifikation. Ist das ein Trostpflaster?

Kuranyi: Jein. Denn zur Qualifikationsrunde für die Champions League fehlten nur drei Punkte. Auf der anderen Seite ist es für die Entwicklung der Mannschaft wich­tig, überhaupt internatio­nal dabei zu sein. Letzte Sai­son hat in der Endphase vielleicht etwas Erfah­rung gefehlt. Aber wir setzen uns weiter hohe Ziele.

kicker: Was heißt das?

Kuranyi: Wir waren Vierter, wollen uns nun unter den ersten Drei etablieren. Und wir wollen dieses Jahr Titel gewinnen.

kicker: Es wäre dann der erste in der Karriere des Kevin Kuranyi.

Kuranyi: Ja, und ich denke, mit dieser Mannschaft kann ich das schaffen.

kicker: Sie sind 30. Da werden die Chancen langsam weniger...

Kuranyi: So denke ich noch nicht, aber ich möch­te schon mal die Hand an einem Pott haben. Das ist mein Ziel. Und ich bin optimis­tisch, hier das Maximale zu holen.

kicker: Vergangene Saison trafen Sie in 41 Spielen 13-mal. Zufrieden?

Kuranyi: Ich hatte aber auch zehn Assists. Aber dennoch: Es hätten mehr Tore sein können, aber hinten raus lief es bei uns nicht mehr so gut. Daraus ziehen wir Lehren.

kicker: Welche?

Kuranyi: Am Ende ging uns etwas die Puste aus. Aber wir ha­ben da zugelegt, sind jetzt noch fitter. Und wir müssen konzent­rierter arbeiten.

kicker: Trainer Silkin hat mit Andrey Voronin einen Schlüsselspieler im Streit aussortiert. Ist Unruhe da?

Kuranyi: Ja, aber die Mannschaft geht professionell damit um. Aber es ist auch eine Herausforderung, Vor­onin zu kompensieren. Wir haben genug Qualität in der Mannschaft mit Spielern wie Misimovic, und wir haben mit Kokorin ein Supertalent.

kicker: Silkin hat Sie statt Voronin zum Kapitän gemacht. Haben die Kollegen Ihre neue Rolle akzeptiert?

Kuranyi: Auf jeden Fall, und ich bin sehr stolz darauf, gerade als Auslän­der. Aber ich habe auch schon ohne Binde versucht, das Team mitzuzie­hen, Erfahrung einzubringen. Weil ich eine Spielführerbinde habe, ändere ich Art und Auftreten nicht.

kicker: Sind Sie froh, dass es diese Saison keine Play-offs mehr gibt?

Kuranyi: Ja, das war körper­lich und mental sehr anstrengend. Aber ich möchte trotz­dem meine 13 Tore aus der Vorsaison überbieten. 14 Spiele weniger, aber mehr Tore, das wäre nicht schlecht.