Kicker
Seit Dienstag ist KEVIN KURANYI (30) neuer Kapitän bei Dynamo Moskau. Der Stürmer über den Saisonstart, Verantwortung und Akzeptanz.
kicker: Kevin Kuranyi, zwei Monate Sommerpause gehen zu Ende. In welchem Teil Ihrer Heimat war der Urlaub denn am schönsten: in Panama, Brasilien oder Stuttgart?
Kevin Kuranyi: In Stuttgart. Und in Italien. Panama und Brasilien fielen diesmal flach. Die Kinder hatten nach Saisonende zunächst ja noch Schule in Moskau, also blieben wir länger. Aber das ist in Ordnung.
kicker: Das hört sich an, als ob Sie sich eineinhalb Jahre nach Ihrem Wechsel von Schalke zu Dynamo wohlfühlen in Moskau?
Kuranyi: Ja wirklich, ich spüre, dass ich angekommen bin. Meine Familie und ich, wir fühlen uns wohl, auch die Mannschaft entwickelt sich. Ich bin wirklich zufrieden.
kicker: Wie lange hat es gedauert, das verlorene Pokalfinale gegen Rubin Kasan zu verdauen?
Kuranyi: Das ging schon noch ein Stück, die Enttäuschung war groß. Aber jetzt gilt es, uns neue Ziele zu setzen. Auch international.
kicker: Dynamo startet in der Europa- League-Qualifikation. Ist das ein Trostpflaster?
Kuranyi: Jein. Denn zur Qualifikationsrunde für die Champions League fehlten nur drei Punkte. Auf der anderen Seite ist es für die Entwicklung der Mannschaft wichtig, überhaupt international dabei zu sein. Letzte Saison hat in der Endphase vielleicht etwas Erfahrung gefehlt. Aber wir setzen uns weiter hohe Ziele.
kicker: Was heißt das?
Kuranyi: Wir waren Vierter, wollen uns nun unter den ersten Drei etablieren. Und wir wollen dieses Jahr Titel gewinnen.
kicker: Es wäre dann der erste in der Karriere des Kevin Kuranyi.
Kuranyi: Ja, und ich denke, mit dieser Mannschaft kann ich das schaffen.
kicker: Sie sind 30. Da werden die Chancen langsam weniger...
Kuranyi: So denke ich noch nicht, aber ich möchte schon mal die Hand an einem Pott haben. Das ist mein Ziel. Und ich bin optimistisch, hier das Maximale zu holen.
kicker: Vergangene Saison trafen Sie in 41 Spielen 13-mal. Zufrieden?
Kuranyi: Ich hatte aber auch zehn Assists. Aber dennoch: Es hätten mehr Tore sein können, aber hinten raus lief es bei uns nicht mehr so gut. Daraus ziehen wir Lehren.
kicker: Welche?
Kuranyi: Am Ende ging uns etwas die Puste aus. Aber wir haben da zugelegt, sind jetzt noch fitter. Und wir müssen konzentrierter arbeiten.
kicker: Trainer Silkin hat mit Andrey Voronin einen Schlüsselspieler im Streit aussortiert. Ist Unruhe da?
Kuranyi: Ja, aber die Mannschaft geht professionell damit um. Aber es ist auch eine Herausforderung, Voronin zu kompensieren. Wir haben genug Qualität in der Mannschaft mit Spielern wie Misimovic, und wir haben mit Kokorin ein Supertalent.
kicker: Silkin hat Sie statt Voronin zum Kapitän gemacht. Haben die Kollegen Ihre neue Rolle akzeptiert?
Kuranyi: Auf jeden Fall, und ich bin sehr stolz darauf, gerade als Ausländer. Aber ich habe auch schon ohne Binde versucht, das Team mitzuziehen, Erfahrung einzubringen. Weil ich eine Spielführerbinde habe, ändere ich Art und Auftreten nicht.
kicker: Sind Sie froh, dass es diese Saison keine Play-offs mehr gibt?
Kuranyi: Ja, das war körperlich und mental sehr anstrengend. Aber ich möchte trotzdem meine 13 Tore aus der Vorsaison überbieten. 14 Spiele weniger, aber mehr Tore, das wäre nicht schlecht.