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Kevin Kuranyi kam im Sommer als großer Hoffnungsträger zur TSG Hoffenheim. Ein dreiviertel Jahr später spielt der ehemalige Nationalspieler so gut wie keine Rolle mehr. Aufgeben will er trotzdem nicht.
Rückblende: Es ist der 3. April 2010. Im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga sind die Bayern zu Gast beim FC Schalke 04. Beim Spielstand von 0:2 flankt der damalige Schalker Rafinha in der 31.Minute den Ball in den Münchner Strafraum. Kevin Kuranyi steht frei und köpft den Ball unhaltbar in das lange Eck. Es ist sein 17. Saison-Tor, sein 111. Bundesliga-Tor.
Fast sechs Jahre sind seitdem vergangen. Sechs Jahre, die Kuranyi größtenteils in Russland verbrachte. Bei Dinamo Moskau verdiente der ehemalige deutsche Nationalspieler bis zum Sommer 2015 seine Brötchen. Dann zog es ihn zurück nach Deutschland, zurück in die Bundesliga.
Bei der TSG Hoffenheim wollte der 34-Jährige noch einmal an die damaligen Zeiten im Trikot des VfB Stuttgart und des FC Schalke 04 anknüpfen. Ein dreiviertel Jahr und 13 Pflichtspieleinsätze später, entpuppt sich die Beziehung zwischen Hoffenheim und Kuranyi allerdings eher als Missverständnis.
Sein 112. Bundesliga-Tor lässt weiter auf sich warten. Zuletzt saß der Deutsch-Brasilianer nur noch auf der Tribüne. "Es ist alles anders gekommen, wie ich mir das vorgestellt habe", gibt Kuranyi im SWR-Interview zu.
Die Situation ist schwierig für den Mittelstürmer. Unter Trainer Markus Gisdol fehlte es ihm an der Fitness, dann warfen ihn während der Stevens-Zeit Verletzungen zurück. Auch der neue Coach, Jung-Trainer Julian Nagelsmann scheint für Kuranyi keinen Platz in seinem Spielsystem zu haben. Aufgeben kommt für Kuranyi aber nicht in Frage. "Ich muss einfach weiter hart an mir arbeiten und mich jeden Tag im Training zeigen", meint Kuranyi.
Natürlich hat sich der Offensivspieler Gedanken darüber gemacht, sich einen neuen Verein zu suchen. Aber schon im Winter hatte sich der Familienmensch gegen einen Wechsel entschieden. Damals lockte der australische A-League-Klub Sydney FC. Kuranyi blieb aber bewusst in Hoffenheim. "Ich bin kein Typ, der einfach aufgibt", sagt er und ergänzt: "Ich wollte die Mannschaft nicht im Stich lassen, sondern ihr helfen, da unten wieder rauszukommen."
Das ist dem Stürmer noch nicht gelungen. Die TSG Hoffenheim steht neun Spieltage vor Schluss weiter auf einem Abstiegsplatz. Trainer Julian Nagelsmann versichert zwar, dass Kuranyi weiter wichtig für ihn sei, realistische Einsatzchancen hat er aber kaum.
Denn Nagelsmann bevorzugt das schnelle Kombinationsspiel - auch in der Spitze. Kuranyi aber ist ein klassischer Strafraumstürmer, der auf Flanken angewiesen ist. "Ich werde meine Chance bekommen", glaubt der 34-Jährige fest an sich. Und vielleicht gelingt ihm dann auch sein erstes Saisontor, es wäre sein 112. in der Bundesliga.