Die Welt
Dynamo statt Deutschland: Für Kevin Kuranyi führt vorerst kein Weg zurück in die Bundesliga. Der frühere Nationalspieler hat sich zweieinhalb Jahre nach seinem Wechsel gut in Russland eingelebt.
Einen russischen Pass wie zuletzt der französische Filmstar Gérard Depardieu will sich der ehemalige Nationalspieler Kevin Kuranyi zwar nicht besorgen. Aber der 30 Jahre alte Stürmer von Dynamo Moskau sieht seine nähere Zukunft weiter im größten Land der Erde - und plant keine baldige Rückkehr in die Fußball-Bundesliga.
"Es gibt keinen Grund, vor Vertragsende 2015 von Dynamo wegzugehen", sagt Kuranyi in Moskau. Nach zweieinhalb Jahren in Russland fühle er sich im Riesenreich längst integriert. "Fremd ist mir dieses Land schon lange nicht mehr."
Vor den Schattenseiten verschließe er nicht die Augen. "Ich werde zum Beispiel oft gefragt, wie es ist, im Kaukasus zu spielen, etwa bei Hannovers nächstem Europapokalgegner Anschi Machatschkala, wenn man weiß, dass in der Region Menschen bei Gefechten sterben", erzählt Kuranyi. "Wir Spieler haben zwar nur einen sehr begrenzten Blick, wenn wir dort sind, die höhere Polizeipräsenz ist mir jedoch aufgefallen." Hannover 96 tritt am 14. Februar gegen Anschi an, aber wegen der Sicherheitslage findet die Partie in Moskau statt.
Von Russland aus behält Kuranyi die Bundesliga fest im Blick. Seinen früheren Verein Schalke 04 schreibt er trotz dessen Formkrise für die laufende Saison nicht ab. "Schlechte Phasen hat jeder. Aber die kommen wieder in die Spur und spielen bestimmt um die vorderen Plätze mit", sagt er.
Angetan sei er auch von seinem ehemaligen Klub VfB Stuttgart. "Der ist in der Liga plötzlich oben dran und spielt noch in allen Wettbewerben mit. Vielleicht sorgen die Stuttgarter für eine dicke Überraschung." Im Herbst war Kuranyi mit Moskau gegen den VfB aus dem Europapokal ausgeschieden.
In der laufenden Saison liegt Dynamo erneut auf Europapokalkurs, dabei war die Mannschaft mit einer historischen Serie von fünf Niederlagen in den fünf ersten Spielen gestartet. "Wir wollen wieder ins internationale Geschäft. Dass dies möglich ist nach unserem Fehlstart, ist eine kleine Sensation", sagt Kuranyi.
Mit seinen bisher sechs Saisontoren ist Kuranyi nicht zufrieden, die relativ magere Ausbeute liege allerdings auch an der oft beinharten Manndeckung. "Die Abwehr ist schon jedes Mal sehr fokussiert auf mich - manchmal denke ich: Jetzt fehlt nur noch der Torwart, dann habe ich das komplette Team des Gegners an den Hacken."